Ein Artikel über das Filmfest

Zwar suche ich als Filmemacher Themen und Momente, die man so noch nicht auf der Leinwand gesehen hat, dennoch bedienen sich fiktive Geschichten immer aus der Realität. Denn wer ist kreativer als die Realität?¹

Wem vermag es, den Moment auf einer Leinwand besser festzuhalten als Filmemacher:innen? So geht ein erfahrener Regisseur wie Fatih Akin mit gutem Beispiel voran, von dem Nachwuchs-Regisseur:innen nur profitieren können. Wo also könnten talentierte junge Filmschaffende ihr Potenzial eher unter Beweis stellen und Fuß in dieser Branche fassen als auf einer Veranstaltung, die sich genau dafür einsetzt, eben jene Begabung zu fördern?

Was nämlich einst als Studierendenprojekt an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf seinen Anfang genommen hat, erfreut sich mittlerweile bundesweit großer Beliebtheit in der Kunstfilmszene – das Filmfest Düsseldorf. Seit seiner Gründung im Jahre 2003 obliegt die Verantwortung des nunmehr namhaften Festivals den Studierenden des Instituts für Medien- und Kulturwissenschaft. Worin aber manifestiert sich die Faszination dieser kulturellen Veranstaltung? Die Hauptakteur:innen des Geschehens sind junge Künstler:innen, die ihrer Leidenschaft, trotz geringer Ressourcen, in Form des Kurzfilms Ausdruck verleihen. Da den Nachwuchs-Regisseur:innen seitens der Verantwortlichen keine Vorgaben bezüglich der Filmgenres gestellt werden, können sich Zuschauer:innen auf eine bunte Palette an Kurzfilmen freuen.

Das Festival bietet Nachwuchs-Filmschaffenden aus aller Welt die geeignete Bühne, ihre Eigenkreationen einem breiten Publikum vorzuführen, wodurch ihre Werke im Zentrum des Interesses stehen. Auf diese Weise vermag es dem Filmfest Düsseldorf, die Attraktivität des Kurzfilms zu akzentuieren. Zweck des Ganzen ist es nicht nur, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf dieses Medium – den Kurzfilm – zu lenken, sondern auch jenen Talenten in erster Linie den Weg zu ebnen, sich in der Filmlandschaft etablieren zu können.

Im Rahmen des Wettbewerbs werden die vorgestellten Filme von einer Jury bewertet. Hieran anknüpfend wird am letzten Abend den Filmemacher:innen der Jury- und der Publikumspreis für ihre Leistungen verliehen. Das Filmfest selbst erfolgt an drei aufeinander folgenden Tagen – diesmal vom 24. bis zum 26. November 2021, wobei die ersten beiden Festival-Tage im größten Hörsaal der Heinrich-Heine-Universität und der Finalabend im Düsseldorfer Weltkunstzimmer ihren Verlauf nehmen werden.

Dieses Jahr wird nun schon die neunzehnte Runde des Filmfests Düsseldorf eingeleitet, doch es ist gleichzeitig auch das zweite Stattfinden im Zuge der Corona-Pandemie. 2020 hat sich die Leitung des Fests erstmalig mit der Schwierigkeit konfrontiert gesehen, den Contest der dominierenden Situation anzupassen – mit dem Ziel, einen erfolgreichen Ablauf zu gewährleisten. Für etwaige Eventualitäten, beispielsweise einer Verlegung des Events in den digitalen Raum, wie es im Vorjahr der Fall gewesen ist, ist das Organisationsteam in der aktuellen Ausgabe bestens gewappnet. Der Fokus aber liegt im Besonderen in der Realisierung des Programms in präsentischer Ausrichtung, dessen Vorbereitungen in hybrider Form – also sowohl digital per Videokonferenzen als auch in Präsenz auf dem Campus der Universität – ablaufen.

Die Verwirklichung der Feierlichkeiten kommt durch das engagierte Zusammenarbeiten aller daran mitwirkenden, insgesamt 65, Student:innen zustande, die die Heinrich-Heine-Universität und das Institut für Medien- und Kulturwissenschaft repräsentieren. Dabei koordinieren der vierköpfige Vorstand sowie die Teamleiter:innen der fünf Teams, bestehend aus Akquise, Design, Marketing, Technik und Veranstaltung, die Planung, Organisation und die letztendliche Durchführung des Filmfests Düsseldorf. Jährlich ziert ein anderes Motto die Event-Ausgabe, welches sie mit einer eigenen Note dekoriert und an diesem sich die Organisation des Programms orientiert. Das Thema des diesjährigen Filmfests ist Vaporwave. Im Folgenden wird eine kurzgehaltene Definition zu dieser modern klingenden Begrifflichkeit festgehalten:

„Vaporwave first emerged online in the early 2010s. […] In numerous senses, vaporwave is an internet genre: it issues from distinct libraries of music […] but also mixes distinct platform-based aesthetics and cultural preoccupations. Vaporwave tracks feature samples from New Age and [S]mooth [J]azz […]. Visually, vaporwave album covers typically feature 1980s /1990s home computing motifs, early digital graphic design and fonts, pastel colours, casual Orientalist appropriations of signifiers of a ‚futuristic‘ Japan […].“²

Demgemäß sei, laut der beiden Autoren Whelan sowie Nowak, Vaporwave zum ersten Mal zu Beginn der 2010er Jahre online in Erscheinung getreten. Dabei sei das damalige kulturelle Spektrum, in dem sich musikalische Richtungen wie New Age oder Smooth Jazz verorten lassen, stilistisch prägend gewesen. Außerdem sei die Gestaltung von Vaporwave-Motiven angelehnt an die Ästhetik der 1980er sowie -90er Jahre. Das grafische Design in Pastellfarben und die auffälligen Schriftarten seien kennzeichnende Merkmale eines futuristischen Japans, die den Vaporwave-Stil maßgeblich strukturieren.

Jedes der fünf Teams hat seine individuelle Zuständigkeit inne:

  • Akquise-Team: die Jury-Auswahl, die Filmsichtungen, die Jury- sowie Filmemacher:innen-Betreuung und die Auszählung.
  • Design-Team: das Filmfest-Logo, die Plakate und das Programmheft.
  • Marketing-Team: die Sponsoren-Auswahl, die Präsenz des Filmfests auf sämtlichen Social-Media-Kanälen wie Instagram, Facebook, Twitter und YouTube, die Pressemitteilungen und Promotion-Aktionen.
  • Technik-Team: die technische Umsetzung während der Filmfesttage, die Ouvertüre sowie dem Filmfest-Teaser bzw. -Trailer.
  • Veranstaltungs-Team: das Moderator:innen-Casting, die Musiker:innen-Auswahl, die Filmfest-Location, die Dekoration sowie dem Service vor Ort verantwortlich.

Der Filmfest-Vorstand setzt sich in diesem Jahr aus dem ersten Vorsitzenden Léo Solleder, der zweiten Vorsitzenden Saskia Schalenbach, dem dritten Vorsitzenden Kenan Hasic und dem Schatzmeister Sebastian Klomp zusammen. Das Organisationsteam wechselt mit jeder Ausgabe, wodurch die Individualität des Filmfests nicht nur gewahrt bleibt, sondern auch jeder und jedem Medien- und Kulturwissenschafts-Studierenden der Heinrich-Heine- Universität Düsseldorf die Chance zuteilwird, dieses Fest mitzugestalten und zugleich auch wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln.

Um einen Einblick in das interne Geschehen im Hintergrund des Filmfests zu bieten, wollen wir unsere persönlichen Erfahrungen mit der Leserschaft teilen. Hierbei ist anzumerken, dass wir beide unterschiedlichen Teams angehören:

Max, Veranstaltung:

Aus persönlicher Sicht kann ich sagen, dass die Zusammenarbeit im Veranstaltungsteam bisher nahezu perfekt gewesen ist. Wir alle haben uns von Anfang an der Herausforderung gestellt, dass Teammeetings und auch die Vollversammlungen aller Teams, ausschließlich im digitalen Raum stattgefunden haben. Natürlich kann die Organisation auch über digitale Plattformen erfolgen, bringt jedoch einige Nachteile mit sich. Zunächst ist es ein komisches Gefühl, ein Team – sprich eine Einheit – zu bilden, mit Leuten deren Gesichter man bisher nur als Fenster auf einem Bildschirm kennt. Cansu und ich kennen zum Glück einige unserer Kommiliton:innen schon aus Semestern vor Corona; für andere Teammitglieder:innen hat es bisher nicht die Möglichkeit gegeben, Mitstudierende in persona kennenzulernen – und trotzdem lässt sich hervorheben, dass wir in allen Teams produktiv gearbeitet haben, was dadurch gelungen ist, dass zum einen die Teamleiter:innen eine klare Vorstellung davon haben, was von uns erwartet wird. Zum anderen hat der Vorstand sehr rücksichtsvoll auf Probleme der Teams reagiert. Zum Beispiel haben wir im Veranstaltungsteam das Problem gehabt, dass am vereinbarten Tag des Fototermins nicht ausreichend genug Teammitglieder:innen teilgenommen haben, aber Vorstandsmitglied Saskia uns an einem Ausweichtermin separat fotografiert hat – dafür geht von uns nochmal ein großes Dankeschön an Saskia raus! Auch die anderen Vorstandsmitglieder:innen helfen, wo sie nur können und packen selbstverständlich auch mit an.

Eine der ausschlaggebenden Komplikationen des Filmfests in der Pandemie-Lage ist die Planung eines präsentischen Festivals, obwohl zum damaligen Zeitpunkt nicht klar gewesen ist, ob das Filmfest überhaupt vor Ort stattfinden könne. Vor allem jetzt, da die Temperaturen sinken und es zum Winter hin immer kälter wird, könnten sich die Regelungen kurzfristig noch ändern. Wir sind aber auf den möglichen, unvorhersehbaren Fall eines Filmfests im Digitalen eingestellt und könnten die Veranstaltung daher auch online ausrichten. Unsere Mitglieder:innen des Technik-Teams haben hierfür alle nötigen Vorbereitungen getroffen.

Unser Programm an den Veranstaltungstagen ist so weit vollständig und lässt Großes erwarten. Wir haben eine reiche Vielfalt an Kurzfilmen aller möglichen Genres und aus aller Welt, was die Spannung noch mehr anregen dürfte. Von Coming-of-Age-Filmen bis hin zu wunderschönen Animationsfilmen wird alles geboten, somit sollte für jeden Geschmack was dabei sein. Viel mehr zum Inhalt wollen wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht verraten – nur so viel: Das Akquise Team kann es kaum erwarten, uns anderen Teams die Filme zu präsentieren. Das Programm an den beiden ersten Filmfest-Tagen ist in zwei Blöcke mit einer Pause in der Mitte aufgeteilt, sodass Ihr euch im Foyer von dem stressigen Filmgucken erholen könnt. Außerdem könnt Ihr euch so schon zwischen den Filmblöcken über das Gesehene austauschen. Wie jedes Jahr ist für die allumfängliche Versorgung unserer Gäste mit Getränken und Snacks gesorgt. Des Weiteren werden die Abende allesamt musikalisch begleitet. Das Filmfest bleibt also sowohl spannend als auch abwechslungsreich.

Cansu, Akquise:

Damit die Festival-Tage reibungslos verlaufen können, ist das Engagement jedes:r einzelnen in der gesamten Gruppe essentiell. Bei uns wird Teamwork großgeschrieben, denn jedes Mitglied leistet seinen eigenen Beitrag und so wird das Filmfest Düsseldorf, wie in den Vorjahren auch, erfolgversprechend sein. Das Akquise-Team beispielsweise ist für alles, was mit den Filmen zu tun hat, die den Inhalt des Events im Wesentlichen bilden, verantwortlich. Neben der primären Aufgabe, der Sichtung aller eingereichten Kurzfilme, hat die Akquise die Filmfest-Jury ausgewählt. Infolgedessen darf das Filmfest Düsseldorf 2021 Tanja Schleiff, Dominik Porschen, Jörn Grosse, Vicky Flentge und Prof. Dr. Robin Curtis in der diesjährigen Jury willkommen heißen. Auch die Betreuung der Filmemacher:innen fällt in den Arbeitsbereich des Akquise-Teams, die mit einer gewissen Verantwortung verbunden ist. Mit dieser Aufgabe befasse ich mich, doch zum Glück nicht allein, sondern gemeinsam mit meiner Teamkollegin Josephine, die eine große Hilfe ist. Wir stehen mit den Macher:innen der beim Event gezeigten Kurzfilme im Kontakt und sorgen dafür, dass jeder einzelne Film bei uns, erst recht aber beim Technik-Team eingeht, damit die Filmvorführung mit all ihren technischen Voraussetzungen im Endeffekt funktioniert.

Die Filmsichtungen selbst haben im Mai begonnen und Ende September geendet. Insgesamt hat das Akquise-Team 595 Kurzfilme begutachtet sowie bewertet. Dafür haben wir uns zwölf Stunden wöchentlich zusammengefunden, um das Programm für die Feier fertigzustellen. Die zwanzig bestbewerteten Filme werden nun Ende November dem Publikum aus Filmliebhaber:innen präsentiert. Die Meetings haben digital via WebEx stattgefunden, was neben den stundenlangen Kurzfilmsichtungen an sich, eine zusätzliche Herausforderung gewesen ist, die wir aber dank der fähigen Leistung sowie der rücksichtsvollen, hilfsbereiten und respektvollen Unterstützung unserer Teamleiter Amon und Niklas optimal gemeistert haben. Meiner Meinung nach hat uns die intensive Arbeit zusammengeschweißt. Der Zusammenhalt sowohl in der Gruppe als auch im ganzen Organisationsteam hat die Unsicherheit darüber, ob die Realisierung des Festivals in einer hybriden Vorbereitungsphase gelingen kann, wett gemacht, was letztendlich auf die kompetente Koordination des Vorstandes und aller Teamleiter:innen zurückzuführen ist, die aus einer für jede:n Beteiligte:n schwierigen Situation das bestmögliche erreicht haben, weswegen wir uns – gemeinsam mit unseren Gästen – auf ein spannendes Filmfest freuen können.

Wir haben im Vorfeld den Filmfest-Vorstand gefragt, ob wir die Titel der Kurzfilme hier in diesem Artikel nennen dürfen. Auf diese Weise können wir nochmal die Arbeit der Filmemacher:innen ehren, ohne dabei ins Detail bezüglich der Inhalte zu gehen, um so die Spannung zu wahren. Folgende Kurzfilme dürfen wir allesamt an den Event-Tagen genießen: July 96 (aus Belgien), Captain T – la condanna della consuetudine (aus Italien), Inabitável / Unliveable (aus Brasilien), Fuelled(aus Kanada), Selina (aus Deutschland), IN BETWEEN (aus Rumänien), La Luz / The Light (aus Spanien), Shiny New World (aus den Niederlanden), Souvenir Souvenir (aus Frankreich), BA HAM – together (aus Deutschland), I WAS STILL THERE WHEN YOU LEFT ME (aus Belgien), Yallah! (aus Frankreich), I AM (aus Deutschland), Obervogelgesang (aus Deutschland), The Demons of Dorothy (aus Frankreich), Wildflowers – The Children of Never (aus Belgien), Heart of Gold (aus Frankreich), The Handyman (aus Australien), Cassandra’s Secret (aus Frankreich) und SHOOOM’S ODYSSEY (aus Frankreich).

Wir möchten uns an dieser Stelle nicht nur beim Vorstand, den Teamleiter:innen und allen Mitglieder:innen für ihre außerordentlichen Bemühungen, sondern auch bei der Universitätsleitung und unserer Ansprechpartnerin am Medien- und Kulturwissenschaftsinstitut, Ann-Kathrin Allekotte, herzlich bedanken, deren tatkräftige Unterstützung und Betreuung das Filmfest Düsseldorf erst möglich machen können. Zudem gebührt unser Dank, im Namen des gesamten Teams, all den Menschen, die das Filmfest Düsseldorf erst zu dem machen, das es ist: der Jury, die dem Fest den Flair eines Wettbewerbs verleiht und den Filmemacher:innen aus aller Welt, deren Kurzfilme Hauptgegenstand der Veranstaltung sind. Zu diesen Mensch gehören auch unsere treuen Gäste, die unsere Begeisterung für das Kino teilen und uns über die Jahre hinweg begleiten, denn sie sind es, die uns motivieren und antreiben, das Filmfest weiterzuentwickeln und es nach besten Kräften zu verwirklichen.

Das 19. Filmfest Düsseldorf lädt Interessierte vom 24. bis zum 26. November 2021 ein, mit uns zusammen, in eine Welt des Allmöglichen einzutauchen und sich von der Magie des Kurzfilmes fesseln zu lassen.

¹ Gefunden auf: https://www.myzitate.de/fatih-akin/ (09.10.2021).

² WHELAN, Andrew/NOWAK, Raphaël: “Vaporwav Is (Not) a Critique of Capitalism”: Genre Work in An Online Music Scene. Veröffentlicht in der Zeitschrift Open Cultural Studies, Band 2 Heft 1, von De Gruyter Open Access am 04.12.2018. Online unter: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/culture-2018- 0041/html (09.10.2021), S. 452-453.